Was ist Zeichenpapier?

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Haben Sie schon einmal auf normalem Kopierpapier mit Bleistift, Graphit, Kreide oder Kohle gezeichnet, dann wissen Sie: Die Zeichenfarbe bleibt nicht gut haften, beim Radieren knittert das Papier schnell und es lassen sich nur schwer verschiedene Farbtiefen erreichen. Der Grund: Kopierpapier verfügt über eine gestrichene, sehr glatte, oftmals sogar maschinenglatte Oberfläche, damit die Papierbögen in Kopiergerät & Co. stau- und staubfrei verarbeitbar sind. Und genau hier liegen auch die Unterschiede zwischen normalem Office-Papier und Zeichenpapier. Welche Eigenschaften Zeichenpapiere genau aufweisen und was gutes Zeichenpapier buchstäblich auszeichnet, das erläutern wir Ihnen im Folgenden:

Welche Eigenschaften weist Zeichenpapier auf?

Wie bei normalen Druckerpapieren gibt es auch bei Zeichenpapieren eine Vielfalt an unterschiedlichen Qualitäten und Ausführungen. Grundsätzlich lassen sich Zeichenpapiere für Trockenmaltechniken mit Kohle, Graphit, Farb- oder Bleistift nach diesen drei Hauptmerkmalen unterscheiden:

1. Grammatur

Zeichenpapiere gibt es in Grammaturen von 60 g/m2 bis 250 g/m2. Alle höheren Grammaturen werden dann als Zeichenkarton bezeichnet. Bei der Wahl der optimalen Grammatur ist die Zeichentechnik entscheidend:

Denn je höher das Papiergewicht, desto robuster und stabiler ist das Papier und desto stärker kann darauf mit Kohle, Graphit oder Bleistift eingewirkt werden.

So eignet sich beispielsweise Zeichenpapier mit Grammaturen zwischen 60 – 120 g/m2 besonders gut für Skizzen, da starke Striche durchscheinen und die Zeichnung somit auch als Blaupause für die Reinzeichnung verwendet werden kann.

Stärkere Zeichenpapiere ab einer Grammatur von 130 g/m2 lassen sich intensiver mit verschiedenen Maltechniken bearbeiten und verzeihen auch häufigeres Radieren problemlos. Profis setzen daher bewusst auf Zeichenpapiere ab einer Grammatur von 180 g/m2.

2. Oberfläche (Körnung/Struktur/Textur)

Die Oberfläche von Zeichenpapieren ist entweder glatt, rau oder körnig bzw. erscheint strukturiert. Diese Oberflächen wirken dann glänzend/satiniert, matt oder texturiert. Dabei gilt:

Je körniger die Oberfläche, desto tiefer die Farbnuancen und desto ausdrucksstärker die Zeichnungen.

Eine sehr glatte, satinierte Oberfläche wird daher gerne für Mixed Media Zeichentechniken mit Finelinern, Tusche und Blei- oder Buntstiften verwendet. Denn sie lässt die Farben glänzen und ermöglicht federleichte Verwischtechniken.

Eine nur leicht gekörnte Oberfläche eignet sich besonders gut für feine, detaillierte Bleistiftzeichnungen (z. B. Porträts oder Tierzeichnungen) sowie für flächige, wenig nuancierte Zeichnungen (z. B. Stillleben) mit Kohle oder Graphit. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass Kohle und Graphit nur bedingt auf glatten Oberflächen haften bleiben und es daher auch auf das Motiv bzw. die Maltechnik ankommt.

Raueres Zeichenpapier eignet sich daher grundsätzlich besser für Kohle, Kreide oder Graphit. Denn es bringt verschiedene Konturen besser zur Geltung (z. B. bei Landschaftszeichnungen) und hat gegenüber stark gekörntem Zeichenpapier den Vorteil, dass weniger Zeichenschichten notwendig sind, um das Papierweiß zu überdecken.

Auf groben Zeichenpapieren lassen sich Kohle, Kreide und Graphit hingegen hervorragend verwischen, sodass weiche Übergänge möglich sind (z. B. größere Landschaftszeichnungen) und auch mehrere Farbschichten übereinander angelegt werden können. Gleichzeitig kann die Textur des Papiers als Stilmittel dienen, sodass einzelne Konturen und Effekte in vielen Nuancen möglich sind. Erreicht wird dies, indem die Farbe wahlweise nur auf den Erhöhungen und/oder Vertiefungen der rauen Oberfläche aufgebracht wird, wodurch die Zeichnung besonders ausdrucksstark und „wie hingeworfen“ erscheint (z. B. Aktzeichnungen).         

3. Format

Zu guter Letzt ist auch das Format des Zeichenpapiers ein wichtiges Auswahlkriterium. Denn zeichnen Sie gerne mit Kohle oder Graphit sollten Sie auf größere Formate ab DIN A3 zurückgreifen, damit die gröberen Strukturen als Stilmittel der Zeichnung eine effektvollere Wirkung entfalten können. Feine Bleistiftzeichnungen entwickeln hingegen gerade auf kleineren Formaten eine besondere Ausdrucksstärke, sodass hier auch gerne einmal DIN A5 und kleiner zum Einsatz kommen.

Was ist der Unterschied zwischen Skizzen- und Zeichenpapier?

Sowohl Skizzen- als auch Zeichenpapier ist vor allem für Trockenzeichentechniken prädestiniert. Für Nassmaltechniken wie beispielsweise Aquarell- und Tuschezeichnungen eignen sich hingegen saugfähige Künstlerpapiere mit glatter Oberfläche. Für welche Maltechnik ein Papier speziell hergestellt und veredelt wurde, geben die Hersteller in der Regel auf der Verpackung bereits an. Grundsätzlich bestehen zwischen Skizzen- und Zeichenpapieren zwei bedeutende Unterschiede:

Zeichenpapiere sind generell rauer und dicker als Skizzenpapiere.

Die schwerere Qualität und die gröbere Oberfläche von Zeichenpapieren ermöglicht einerseits eine intensivere Bearbeitung und Darstellung von hellen und dunklen Bereichen und andererseits lassen sich auch Schraffur-, Verwisch-, Radier- oder Schummertechniken besser realisieren. Skizzenpapiere sind hingegen glatter und leichter und damit auch durchscheinender, sodass das Abpausen der Skizze möglich ist.

Aus was besteht Zeichenpapier? Und was macht gutes Zeichenpapier aus?

Gutes Zeichenpapier besteht entweder vollständig oder anteilig aus Hadern (Lumpen oder Baumwollfasern), denn die langen Stofffasern sorgen für eine rauere Oberflächenstruktur, eine sehr gute Stabilität und eine besonders hohe Langlebigkeit:

Je mehr Hadern ein Zeichenpapier enthält, desto höher wird seine Saugfähigkeit und desto weicher wird es auch in seiner Haptik.

Daher setzen Künstler beim Aquarellmalen oder für Kupferstiche sehr gerne auf Hadernpapier mit hohem Hadernanteil. Zeichenpapier mit geringerem Hadernanteil eignet sich hingegen hervorragend für Kohle- und Graphitzeichnungen. 

Fazit: Was macht gutes Zeichenpapier aus?

  • Gute Zeichenpapiere sind hadernhaltig.

  • Zeichnen Sie mit Punktwerkzeugen wie Bleistiften, Markern oder Buntstiften sind glatt-satinierte bis wenig gekörnte Zeichenpapiere mit Grammaturen bis zu 120 g/m2 und bis zu einem Format von DIN A4 die optimale Wahl.

  • Zeichen Sie mit Kohle, Graphit oder Kreide sind gröbere bis grobe Zeichenpapiere mit Grammaturen ab 130 g/m2 und einem Format ab DIN A3 die beste Option.

Der Stift zeichnet, der Pinsel malt

Immer wieder werden diese beiden künstlerischen Techniken vermischt und verwässert wie Farben und Wasser. Doch es gibt einen Unterschied zwischen "Zeichnen" und "Malen". Kennen Sie ihn?

Zeichnen: Linien und Striche werden zum Bild

Für eine Zeichnung wird ein Zeichenwerkzeug mit punktförmiger Spitze wie ein Bleistift, ein Graphitstift, ein Farbstift, ein Fineliner, ein Filzstift oder auch ein Kugelschreiber verwendet. Die Farbe wird als Linie, Strich oder Punkt auf den Zeichenuntergrund aufgetragen. Damit eine räumliche Illusion entsteht, werden Linien dicht an dicht gezeichnet, es wird schraffiert. Je mehr Linien übereinanderliegen, je mehr Härtegrade verwendet werden, desto mehr Tonwerte, Schatten und Tiefe werden in der Zeichnung erzielt. Oder wie meine Kunstlehrerin sagte: "Mit dem Stift wird gezeichnet, mit dem Pinsel gemalt."

Malen: Flächen, Farben und Strukturen machen das Bild

Bei einem gemalten Bild werden die Pigmente per Malwerkzeug auf den Bildträger oder Maluntergrund aufgetragen. Farbige Flächen und Farbabstufungen werden über- und aneinandergelegt – und zum farbigen Bild. Verwendet werden Pinsel, Spachtel, Malmesser. Im Unterschied zu einem Stift besitzen diese Malwerkzeuge eine wesentlich breitere oder flächigere Spitze. Wer jemals einen Aquarellkasten geschenkt bekommen oder gekauft hat, weiss: Ein Pinsel wird anders geführt als ein Stift, Raumwirkung wird durch unterschiedliche Farben und Tonwerte erzielt, die sogenannte Farbperspektive.


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